Nächste Runde im Kampf um den Mauerpark

Randbebauung

Am Rande des Mauerparks soll gebaut werden. So weit nichts Neues. Neu hingegen sind die konkreten Pläne für die Wohnblocks, die entstehen sollen.

Investor Klaus Groth hat sie vor kurzem präsentiert. Das Versprechen: trotz Bebauung soll der Mauerpark ein Park für alle bleiben. Bürgerinitiativen sehen das allerdings ganz anders – und organisierten am 14.11. eine Anti-Groth-Demo mit 650 Teilnehmern. Der Demonstrationszug zog quer durch Westberlin bis zum Berliner Sitz der Groth-Investorengruppe. Neben den Gegnern der Mauerpark-Bebauung hatten auch weitere Bürgerinitiativen zur Teilnahme aufgerufen, die sich ebenfalls gegen Projekte des Groth-Imperiums richten. Konkret geht es auch um die Kleingartenanlage Oeynhausen, für deren Erhalt sogar ein Bürgerentscheid eindeutig mit JA ausging. Dieser droht nun von der Politik ignoriert zu werden. Weitere Demo-Teilnehmer waren die Gegner der Bebauung des Landschaftsparks Lichterfelde-Süd. Dort sollen auf einem ehemaligen US-Truppenübungsplatz bis zu 2700 Wohnungen entstehen – und zwar entgegen den ursprünglichen Zusicherungen des Bezirks, der anfänglich gemeinsam mit der Bürgerinitiative für weit geringere Bebauung eingetreten war. Die Groth-Gegner sind nicht zimperlich, sie werfen Klaus Groth und der Politik unsaubere Mauschelei vor und scheuen in ihren Aussendungen weder vor vermutlich gerichtlich klagbaren Worten noch polemische Videos zurück. So verschickte die Mauerpark-Allianz (ein Bündins vieler Bebauungs-Gegner) kürzlich per Mail folgendes Video: https://www.youtube.com/watch?v=J5n4KH_91HQ – Es zeigt mit martialischer Musik untermalt die Schatten, die die geplanten Wohnblöcke künftig auf den Park werfen werden.

Allerdings: Wo Schatten ist, ist auch Licht. Licht nämlich für all jene, die in Berlin dringend Wohnraum benötigen. Das trifft nicht nur die vielfach angefeindeten, angeblich immer wohlhabenden Neo-Berliner – sondern auch die Nachkommen vieler „echter“ Berliner. Das Grundproblem, mit dem unsere Stadt derzeit kämpft, ist Wohnraum. Dieser ist zunehmend Mangelware. Das treibt die Mietpreise in die Höhe. Dass die Stadt versucht, gegenzusteuern ist per se nichts Verwerfliches, eher das Gegenteil. Was hingegen tatsächlich stark hinterfragt werden muss, ist die Art und Weise, wie sich die Politik gegenüber Investoren verhält. Im Moment kann man sich als Beobachter oft des Gefühls nicht erwehren, dass der Senat am Gängelband der „edlen Spender“ hängt. Doch das ist eine gänzlich falsche Herangehensweise. Klar hat Berlin momentan selbst nicht genug Geld für den Wohnungsbau. Klar braucht man finanzstarke Investoren. Aber: Ohne den „good will“ der Politik ist jeder noch so superreiche Baumagnat aufgeschmissen. Dessen müssten sich die Stadtväter stärker bewusst sein und danach agieren. Denn Berlin boomt – und daran sind NICHT die Investoren schuld, sondern vor allem das Lebensgefühl dieser wunderbaren Stadt. Dieses Gefühl entsteht unter anderem durch spürbare Freiräume, sowohl auf intellektueller als auch räumlicher Ebene. Wer diese zugunsten von raschen Geldflüssen zubetoniert, wird Pflastersteine ernten, statt kreative Blumenwiesen. Dass die Investoren abspringen, wenn die Politik von Vornherein strengere Kriterien anlegt, ist unwahrscheinlich. Berlin ist auch ohne Anreiz-Bonbons attraktiv für Geldgeber. Das müsste der Senat endlich verstehen und danach handeln. Aber nicht nur die Politik wäre gut beraten, ihre Denk- und Handlungsweisen zu überdenken. Auch die alteingesessenen, besorgten, initiativen Bürger sind aufgerufen, mal Inne zu halten. Denn die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum für alle wird sich nicht realisieren lassen, wenn man nicht kleine „Opfer“ bringt. Schließlich lebt Berlin auch ganz stark von jenen, die hierher kommen – mit oder ohne großes Kapital. Neue Wohnungen müssen gebaut werden. Dass das nicht geht, ohne dass irgendwo auch Schatten durch ein neues Haus entsteht oder der ein oder andere Baum dran glauben muss, ist irgendwie logisch.

Es wäre an der Zeit, dass die Berliner und ihre Politiker konstruktiv miteinander an Lösungen arbeiten – statt sich anzufeinden. Wenn die, die entscheiden und die, die davon am meisten betroffen sind, an einem Strang ziehen, hat auch ein Großinvestor wie Groth nur mehr sehr eingeschränkten Spielraum.

(Artikelfoto: © Groth Gruppe)

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