Wiederaufbau der Parochialkirche

Es ist mehr als nur ein Stück Geschichte, wenn in diesen Tagen in Berlins historischer Mitte ein  Kirchturm in neuem Glanz in den Himmel ragt.  

Mit seine  mehr als 60 Meter  Höhe steht dann nach siebzig  Jahren der Kirchturm der Parochialkirche den Türmen des Berliner Roten Rathauses und dem des  Alten Stadthauses am Molkemarkt in nichts nach.  Mit Fingerspitzengefühl hat in den vergangenen Tagen der Kranführer von Berlins größten und  wuchtigsten Mobilen Autokran die Einzelteile auf den Stumpf des während des Zweiten Weltkrieges zerstörten Kirchturms gehievt.  Er war 1944 durch Brandbomben zerstört worden. Dabei ist er in das Kirchenschiff gestürzt.  Die meisten der Glocken sind damals bei dem Feuer geschmolzen.

Bis zu 1000 Tonnen kann der Kran heben. Diese enorme Last zu heben war allerdings in diesem Fall nicht nötig. Doch immerhin brachten die Einzelteile weit mehr als 80 Tonnen auf die Waage. Als erstes ist jetzt  ein mit Kupferblech ausgeschlagenes mehr als acht Meter hohes Teil auf den Stumpf montiert worden. Mehr als 20 Tonnen schwer wird es künftig die Turmuhr beherbergen. Darüber ist das neue, in Holland gefertigte Glockenspiel gesetzt worden. Das wird auch von einer mit Kupfer beschlagenen Konstruktion umgeben. Ihr Gewicht beträgt mehr als 40 Tonnen. Darauf thronen  vier weithin sichtbare Löwenstatuen. Doch damit ist es noch nicht genug. Eine mit Kupferblech beschlagene mehr als zehn Meter lange Kirchturmspitze dient gleichzeitig als das tragende Element für eine goldgelb blinkende Sonne, die den Abschluss des dann mehr als 60 Meter hohen Kirchturms bildet. Insgesamt drei Tonnen Kupferblech wurden für den Turmneubau eingesetzt. Mehr als 3,5 Millionen Euro hat das Projekt verschlungen. Mit 2,9 Millionen Euro hat die Berliner Lotto-Stiftung den größten Teil der Finanzierung gesichert. 620.000 Euro Spenden hat der Verein „Denk mal an Berlin“ als Bauherr für die Rekonstruktion der Turmspitze gesammelt. Allein 420.000 Euro stammen aus privaten Mitteln des Vereinsvorsitzenden Hans Wall.

Die Parochialkirche zwischen 1695 und 1714 gebaut,  gehörte zu den ersten Neubauten der reformierten Kirche in Berlin. Sie entstand nach einem Entwurf des Baumeister Johann Arnold Nering. Bereits in den  80er-Jahren  ist mit Unterstützung des Landesdenkmalamtes, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Landeskirche begonnen worden, das Gotteshaus zu sanieren.

Die evangelische Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien hat den Wiederaufbau der Turmspitze dem Verein „Denk mal an Berlin“ übertragen hat.  Eine Besonderheit der Kirche: Die wechselnden Melodien des von Soldatenkönig Friedrich-Wilhelm I. gestifteten Glockenspiels, das für Berlinbesucher auch vor dem Zweiten Weltkrieg zum unbedingten „Muss“ gehörte. Natürlich hatte der  Berliner für das bizarre Glockenspiel  auch gleich einen Namen parat und nannte das Gotteshaus  an der Klosterstraße „Singuhrkirche“.

Doch bis die erste Melodie  des neuen Glockenspiels zu hören ist, wird es noch ein paar Wochen dauern. Bis September wird es noch dauern, bis alle Montagearbeiten abgeschlossen und die Glocken bestimmt sind.

(Artikelfoto: Die Kuppel der Parochialkirche wird aufgesetzt / Foto: S.Guette)

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