Alles auf die Schiene…

TRAM Berlin Hauptbahnhof

…oder: wieso wir schon wieder mehr für den ÖPNV zahlen sollen

Vor kurzem hat der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) die Katze aus dem Sack gelassen. Das Fahren mit Bus und Bahn wird wieder teurer.

Mit 1. Januar 2016 steigen die Preise für Monats- und Jahreskarten. Die Monatskarte AB soll dann 81 EUR kosten (bisher 79,50 EUR), die Jahreskarte sogar 761 EUR (bisher 740 EUR). Die Preiserhöhung trifft diesmal nur jene, die „brave“ ÖPNV-Nutzer sind. Denn die Preise für Einzeltickets sollen unverändert bleiben – vorerst.

Gelernte Berliner wissen, dass die kommende sicher nicht die letzte Tariferhöhung ist. So ist zu erwarten, dass die Zuständigen übernächstes Mal wieder die Einzelkarten ins Visier nehmen. Zu jammern bringt jetzt wenig, denn wer die Karte braucht, wird auch mit Jahreswechsel die teurere kaufen. Außerdem sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Einnahmen durch Tickets die Kosten für den Betrieb und Ausbau des Berliner ÖPNV-Netzes bei weitem nicht tragen.

So ist die BVG zuletzt zwar durch Fahrermangel bei den Straßenbahnen und Intervall-Einsparungen in die Schlagzeilen geraten. Andererseits wird aber auch viel investiert. Bestes Beispiel: Seit eineinhalb Wochen ist eine neue Tram-Strecke in Betrieb, die uns bisher nur als Dauerbaustelle genervt hat. Richtig – die Invalidenstraße ist fertig und mit ihr die Verlängerung der Strecke für M8 und M10. Beide Straßenbahnen fahren jetzt nicht nur bis zum Nordbahnhof, sondern bis zum Hauptbahnhof. Gemeinsam mit der M5, die ja bereits im Winter des Vorjahres zum Hauptbahnhof verlängert wurde, fahren nun also drei Straßenbahnlinien den wichtigsten Fernbahnhof der Hauptstadt an. Auf jenem Streckenteil (ab Naturkundemuseum) den alle Linien bedienen, bedeutet das ein Intervall von nur 3 Minuten.

Glaubt man Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD), soll die neue Strecke nicht die letzte gewesen sein, die man während seiner Amtszeit in Angriff nimmt. „Ich bin ein Straßenbahn-Fan“, tönte der Politiker bei der Eröffnung des M8/M10-Streckenabschnitts – und kündigte im nächsten Atemzug weitere Ausbaupläne an. Ganz konkrete Pläne gibt es für eine Streckenverlängerung, die Alt-Moabit mit dem U-Bahnhof Turmstraße verbindet. Im Osten soll der Bahnhof Ostkreuz endlich an die Tram angebunden und Adlershof mit dem S-Bahnhof Schöneweide verbunden werden. Weniger konkret, dafür heiß diskutiert, ist eine Straßenbahn vom Alex zum Potsdamer Platz. Strittig ist hier aber, wo die Trasse lang gehen soll.

Wer sich jetzt fragt, was eigentlich – bis auf die U5 – mit neuen U-Bahn-Strecken ist: nichts! So wurden zwar im Sommer medial neue Strecken diskutiert, wie beispielsweise eine Verlängerung der U9 von der Osloer Straße bis nach Pankow (zur U2). Doch da war eher der Wunsch denn die Realität Vater der Ideen. Denn, auch das machte Geisel zuletzt klar, für U-Bahn-Bau fehlt Berlin schlichtweg die Kohle. Allein der Mini-Lückenschluss der U5 schlägt mit mindestens einer halben Milliarde Euro zu Buche. Zum Vergleich: Der Straßenbahnausbau zum Hauptbahnhof kostete laut Medienberichten rund 66 Millionen Euro (inklusive aller Straßen- und Leitungsbaumaßnahmen). Dann also lieber Schienen auf der Straße, statt unter der Erde.

Bleibt noch das Thema S-Bahn. Während man die kommende Preiserhöhung bei der BVG gut und gerne mit all den beschriebenen Plänen rechtfertigen kann, gibt’s von der S-Bahn leider weiter wenig Positives zu berichten. So ist zu befürchten, dass dem Bau- und Pannensommer ein ebensolcher Winter folgt. Denn anders als bei der BVG (die ständig neue Busse und Straßenbahnen kauft), sind bei der Bahn weiter keine neuen Garnituren in Sicht. Statt dessen wurden zuletzt sogar alte DDR-Modelle revitalisiert, um Zugausfälle wett zu machen. Grund dafür ist die vermurkste Ausschreibung der S-Bahn-Strecken durch die Stadt. Kritikern zufolge sieht es so aus, als habe man absichtlich alle Bewerber außer der Deutschen Bahn an der komplizierten Ausschreibung scheitern lassen. Denn eigentlich hätten schon ab 2017 neue Züge durch die Stadt rollen sollen. Jetzt rollen hingegen die ältest möglichen – mit all ihren Alterserscheinungen.

(Artikelfoto: Drei TRAM-Linien fahren nun bis zum Berliner Hauptbahnhof – die M8, M5 und die M10 – Foto: BVG/ Oliver Lang)

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