Urban Gardening: So hält man Plagegeister fern

Schnecken im eigenen Garten. Bildrechte: fotolia ©Gina Sanders

Eingefleischte Berliner wissen, dass wir beileibe nicht nur die Hauptstadt Deutschlands sind, sondern auch noch diverse andere Hauptstadt-Titel auf dem Gürtel haben. Verwundern dürfte es da nicht, dass sich darunter auch die Urban-Gardening-Krone befindet. In keiner anderen deutschen Großstadt ziehen so viele Menschen Balkontomaten, Flachdach-Zucchini, Hinterhofmais. Allerdings haben viele Stadtgärtner eines schon schmerzhaft feststellen müssen: Dass es früher so viele Hungersnöte gab, kommt nicht von ungefähr. Denn was den gärtnernden 2018er Innenstadtberliner mit seinem märkischen Vorfahren aus 1518 eint, ist die Tatsache, dass beide ohne moderne Schädlingsbekämpfung auskommen müssen. Heute zwar nicht aus Not, sondern Bio-Bewusstsein, aber nichtsdestotrotz. Muss man deshalb den gemüsevernichtenden Eindringlingen hilflos zusehen? Nein, die Wichtigsten lassen sich auch mit Bio-Gewissen abwehren.

Ameisen

Der erste Punkt zeigt schon ein: Egal, wo man gärtnert, erdgebundene Insekten finden immer einen Weg dorthin. Würde jemand auf dem Dach des Steglitzer Kreisels Salat anbauen, fände er mit Sicherheit eines schönen Morgens alles angefressen vor. So auch bei Ameisen, die sich selbst in Stockwerk-10-Balkonkästen finden.

Nun gibt es in Deutschland zwar mehrere Ameisenarten; wenn man jedoch auf Hausmittel setzt, ist der Kampf gegen diese Insekten recht einfach und bei allen gleich:

  • Um das Beet bzw. die Pflanztöpfe einen Kreis aus Gartenkalk streuen. Der ist alkalisch, weshalb Ameisen ihn nicht übertreten
  • Der Ameisenstraße zu ihrem Ursprung folgen und dort Lavendel, Zimt und Gewürznelken verstreuen, Ameisen hassen die Gerüche
  • In der Nähe der Ameisenstraße Plastikbecher vergraben, die mit einem Bier/Honig-Gemisch gefüllt sind. Kann mit Pech jedoch Schnecken anlocken

Die unschädlichste Variante ist der Gartenkalk, weshalb man damit auch starten sollte.

Blattläuse

Blattläuse sind fiese Gegner. Denn sie vermehren sich wie Schaum und haben mit Schildlaus und Co. auch noch ähnlich schädliche Verwandte. Sie alle lieben immer die Pflanzen, die dem Gärtner besonders am Herzen liegen. Ob Maisstaude oder Rosen, blitzschnell ist alles mit dicken Trauben der saugenden Plagegeister bedeckt. Doch auch hier kann der Fight ohne Chemie errungen werden.

  • Grundsätzlich bevorzugen Läuse geschwächte Pflanzen. Je besser Standort, Boden-Nährstoffe usw., desto geringer die Chance, dass sie überhaupt kommen
  • Zwischen die Pflanzen Salbei und/oder Zwiebeln setzen, Läuse hassen den Geruch
  • Beim ersten Anzeichen Befall (immer auch die Blatt-Unterseiten kontrollieren) sofort die Pflanze mit selbstgemachter Brennesseljauche tränken
  • Ist es dafür zu spät, die Läusekolonie täglich mit „hartem“ Kräutertee aus einer Sprühflasche abduschen

Falls das nichts bringt, hilft noch das eigene „Exterminator-Team“: Marienkäfer. Die fressen Blattläuse für ihr Leben gern; ihre Larven gibt’s im Internet.

Engerlinge können den Durchmesser eines Erwachsenen-Fingers erreichen. Dadurch sind sie aber wenigstens ugt zu sehen. Bild: fotolia ©prophoto24

Engerlinge

Engerlinge, also die Larven u.a. von Maikäfern, sieht man nicht, sie leben unterirdisch. Allerdings sieht man ihre Auswirkungen, denn sie fressen Wurzeln. Und der urbane Gärtner ist besonders gefährdet, weil die Käfer zur nächtlichen Ei-Ablage helle Zonen bevorzugen, die niemals gänzlich dunkle Großstadt. Beim Kampf gegen die bis zu vier Jahre unter der Erde lebenden Biester kann man sich von den Tricks der Bauern helfen lassen, wenn man sie auf Hochbeet und Co. umdenkt:

  • Die Erde mindestens zweimal jährlich mindestens zehn Zentimeter tief umgraben. Die Engerlinge oben liegen lassen. Vögel freuen sich über die fetten Leckerbissen
  • Im Fachhandel Nematoden (Fadenwürmer) besorgen. Die werden mit dem Gießwasser in den Boden eingebracht, töten die Larven dort ab
  • Wenn eine Pflanze in Töpfen oder Kästen just abgestorben ist, den dortigen Erdboden großzügig mit kochendem Wasser nässen

Ganz wichtig: Engerlinge fressen erst in späteren Entwicklungsstadien „richtige“ Pflanzenwurzeln. Vorher gehen sie an Graswurzeln. Wer immer Unkräuter zupft, nimmt ihnen diese Nahrungsquelle, bevor sie groß genug sind.

Nacktschnecken

Nacktschnecken sind die vielleicht fieseste Plage dieser Liste, denn sie fressen extrem viel. Das wirksamste Mittel wäre natürlich Schneckenkorn. Wer das jedoch nicht möchte, hat die Wahl aus einigen Wegen, die aber alle gewisse Nachteile haben. Beispielsweise, weil sie, wie die Bierfallen, zusätzliche Schnecken anlocken. Daher gilt:

  • Zäune errichten, dabei reichen 20-25cm breite Kunststoffstreifen. Die werden um die Pflanzen herum zur Hälfte in die Erde gesteckt, sodass sie weder untergraben, noch überklettert werden können.
  • Nematoden besorgen. Die töten nicht nur Engerlinge, sondern auch Schnecken
  • Zum Pflanzen den guten märkischen Sandboden nehmen, der bietet Schnecken viel schlechtere Lebensbedingungen als Humus aus dem Gartenmarkt
  • Grundsätzlich morgens tränken. Schnecken sind nachtaktiv und mögen es feucht. Trocknet der Boden tagsüber, sind sie nachts weniger munter

Das alles hilft nichts? Dann kann es ein (sehr schwachstromiger) Schnecken-Elektrozaun tun. Keine Sorge, die Tiere werden nicht getötet, sondern bekommen einen sanften Stromschlag und drehen dann um.

Wühlmäuse sehen leider nur niedlich aus. Ihr Verhalten gegenüber dem Eigentum von Stadtgärtnern ist jedoch ziemlich rüpelhaft. Bild: fotolia ©Victor

Wühlmäuse

Eine gute Nachricht zuerst: Alle Berliner Stadtgärtner, die auf Balkon, Dach oder in sonstigen luftigen Höhen werkeln, sind vor diesem Plagegeist sicher. Denn Wühlmäuse bleiben nur unten im „echten“ Boden. Da allerdings sind sie eine Katastrophe. Schon deshalb, weil sie meist unerkannt bleiben. Die Hügel, die sie aufwerfen, sehen exakt wie Maulwurfshügel aus. Die Vertreibung ist einfach und schmerzlos, denn die Wühler haben eine feine Nase:

  • Buttermilch sauer werden lassen, auf die Hügel und in Mauseloch-Eingänge schütten
  • Seinen Hund oder Katze gut bürsten und die Haare in die Eingänge stopfen
  • Kastenfallen (Lebendfallen) im Gartenmarkt kaufen, die Wühlmäuse fangen und weit vor den Stadtgrenzen aussetzen

Im Zweifelsfall hilft es auch, seine Katze, falls möglich, einfach öfter in den Garten zu lassen.

Bildrechte: fotolia.com © Gina Sanders / fotolia.com © prophoto24 / fotolia.com © Victor

 

 

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