Wiedereröffnung des Gleimtunnels

– doch die alten Probleme bleiben. Unterführung, Brückendurchfahrt oder einfach „Gleimtunnel“ an der gleichnamigen Gleimstraße in Prenzlauer Berg.

Nach sechsmonatiger Schließung rollt der Verkehr wieder zwischen Prenzlauer Berg und dem Wedding. Und prompt sind dort nach einer Zeit der Ruhe die Geräusche der Großstadt deutlich zu hören.

Nach einem Ende Juli des vergangenen Jahres über Berlin niedergegangenen Unwetter musste die Verkehrsader am Mauerpark unterbrochen werden. Binnen weniger Minuten sind bei dem Sommergewitter die Wassermassen in die „Niederung“ der Unterführung geflossen, Pegelstand: 1,50 Meter. Zahlreiche dort geparkte Autos wurden mitgerissen und einige sogar übereinander gestapelt. Personen sind glücklicher Weise nicht zu Schaden gekommen. Doch die Befürchtung dass die Konstruktion der mehr als 100 Jahre alten aneinandergereihten einstigen Eisenbahnbrücken beschädigt worden sein könnte, hat den Bezirk veranlasst, die Querverbindung zwischen den beiden dicht bebauten Innenstadtkiezen zunächst komplett zu schließen. Im Ergebnis einer sofort eingeleiteten Untersuchung des Bauwerks ist   jedoch wenige Tage später eine Öffnung wenigstens für Radfahrer und Fußgänger erfolgt. Auf einem zweimeterfünfzig breiten Streifen haben sich nun Fußgänger und Radfahrer entlang der Begrenzungsmauer schlängelnd von Wedding nach Prenzlauer Berg und umgekehrt bewegen können. Indes gab es für Autofahrer kein durchkommen. Mit zahlreichen zusätzlich eingesetzten Stützen wurde auf etwa 50 Metern Länge des insgesamt 130 Meter langen Tunnels die Decke gesichert. Ein eigens vom Bezirk in Auftrag gegebenes Gutachten zur Standsicherheit des unter Denkmalschutz stehenden Bauwerkes hatte dann bewiesen, dass die gusseisernen Stützpfeiler der einstigen Eisenbahnbrücken in Folge des Unwetters nicht unterspült worden sind und keine Einsturzgefahr besteht.

Für die beiden Bezirke bedeutete dies, die Schließung als Chance zu nutzen, um die Verkehrsführung durch den „Gleimtunnel“ neu zu gestalten. So wurden eigens zwei Radfahrspuren eingerichtet. Links und rechts sind Parkplätze für Autos geschaffen worden. In der Mitte zwischen den asphaltierten Fahrradstreifen ist die Fahrbahn für Autos. Doch diese mit Kopfsteinpflaster besetzte Fahr-bahn ist nur drei Meter breit. Autofahrer müssen daher den Radfahrstreifen mit benutzen. Hier haben in jedem Fall die Radfahrer Vorfahrt und es gilt Tempo 30. Und noch eine Neuerung gibt es am „Gleimtunnel“. Auf der Weddinger Seite ist unmittelbar an der Ein-und Zufahrt ein Kreisverkehr gebaut worden. Über ihn soll die verkehrsseitige Anbindung für das Neue Wohnquartier am Mauerpark erfolgen. Noch sind die Straße und damit die Einmündung in den Kreisverkehr nicht fertig gebaut. Das soll jedoch in den kommenden Monaten fertig gestellt werden. Doch kaum ist der Gleimtunnel am 13. Januar, einem Freitag, eröffnet worden hagelt es auch schon Kritik. Zwar wurden asphaltierte Radfahrwege angelegt und die Beleuchtung für die Straße erneuert, doch müssen Fußgänger sich auch weiterhin im Dunkeln entlang der Mauer vorantasten. Nach Angaben des Bezirkes solle es hier jedoch eine Nachbesserung geben. Bis dahin bleibt der „Gleimtunnel“ für Fußgänger jedenfalls ein Gruselkabinett, in dem es bei Regen und noch Stunden nach einem Schauer von der Decke tropfen wird wie bisher. Und wem das noch nicht reicht, kann sich dort auch eine Portion Glück abholen, wenn die dort nistenden Tauben ihre Notdurft in die Tiefe fallen lassen.

Indes hat der neu in sein Amt berufenen Verkehrsstaatssekretär Jens Holger Kirchner dort großes vor. Geht es nach seinen Vorstellungen soll der „Gleimtunnel“ wie auch die Gleimstraße den Satus einer Fahrradstraße erhalten. Dann könnte eine für Fahrradfahrer weitestgehend sichere Verbindung vom Planetarium in Prenzlauer Berg bis hin zum Humboldthain in Gesundbrunnen entstehen.

Text & Artikelfoto: N.Ettueg

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