Kein Turm in Sicht – Die unendliche Geschichte der Hochhäuser vom Alex

Berlin Alexanderplatz
Berlin Alexanderplatz

Kein Turm in Sicht – Die unendliche Geschichte der Hochhäuser vom Alex

Wer hoch hinaus will, kann bekanntlich tief fallen. Im Fall des Alexanderplatzes ist ein realer Sturz aus luftigen Höhen bislang aber nur von einem Hochhaus aus möglich. (Man kann vom Park Inn Hotel Bungee-Jumpen.)

Dabei sollten im ehemaligen Zentrum-Ost längst zehn Wolkenkratzer in die Höhe ragen. So hat es Star-Architekt Hans Kollhoff 1993 geplant und mit seiner Idee den Wettbewerb für den Alex-Masterplan gewonnen.

22 Jahre später darf Kollhoff wieder ran, als maßgeblich Beteiligter in einem neuen Planungsverfahren. Obwohl die Turm-Pläne des Architekten Investoren offensichtlich nicht in Scharen locken, hält der Senat am „Hochhausstandort Alexanderplatz“ fest. Bis 2016 soll, so Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, ein neuer Masterplan für den Turmbau zu Alex stehen. Stolz rühmt man sich, dieses Mal auch die Bürger einzubeziehen. So findet am 1. September ein Bürger-Workshop im Park Inn statt.

Allerdings: Anders als bei der Bürgerbeteiligung um die Neugestaltung der Gegend um das Rote Rathaus sei der Alex-Workshop „kein ergebnisoffener Prozess“, formuliert Lüscher. Soll heißen: Die Stadt will Hochhäuser um den Alex. Und darüber wird auch jetzt nicht mit den Bürgern diskutiert. Die dürfen einbringen, wie sie sich die Nutzung des Platzes vorstellen. Ob das echte Beteiligung ist…?

Zurück zu den Türmen. Die Berliner Lokalnachrichten haben recherchiert, wie es um den Bau der 150-Meter-Hochhäuser derzeit wirklich steht. Ursprünglich geplant hatte Kollhoff ja zehn Türme. Zwei davon sind seit diesem Sommer sowieso aus dem Rennen. Die Häuser, die ihretwegen abgerissen werden sollten – das Haus des Berliner Verlags und das Haus des Reisens -, stehen jetzt unter Denkmalschutz. Auch Ersatzstandorte gleich daneben fallen aus. Beispielsweise das Wohnhaus hinter dem Berliner Verlag, das durch seine schäbige Optik besonders ins Auge sticht. Es wird bleiben wo es ist. Wie die Eigentümer-Gesellschaft den Lokalnachrichten bestätigt, ist kein Abriss geplant. Ein leicht versetzter Bau des Kollhoff-Turms also nicht möglich.

Ebenfalls nicht realisiert wird ein neues Hochhaus anstatt des Park Inn Hotels. Das Hotel läuft gut, einem möglichen Abriss hat man bereits mehrfach eine Abfuhr erteilt. Jene zwei Türme wiederum, die das Park Inn rechts und links flankieren könnten, scheitern am Geld. Weit und breit ist kein Investor in Sicht, der statt des Parkhauses oder des Biergartens der Alex-Oase einen Wolkenkratzer bauen will.

Das gilt auch für jene zwei Türme, die Kollhoff dort gerne hätte, wo jetzt noch das Haus der Elektrotechnik steht (Häuserblock, wo auch der ADAC drin ist). Hier fehlen aber nicht nur Investoren. Wie der Eigentümer bestätigt, ist kein Abriss des Gebäudes geplant. Dieser wäre aber – zumindest in Teilen – notwendig, um mit dem Bau der beiden Hochhäuser zu beginnen.

Bleiben noch die Turm-Standorte Galeria Kaufhof, Saturn-Gebäude und Alexa. Kaufhof hat einen Hochhaus-Aufbau nicht ausgeschlossen. Die derzeitige wirtschaftliche Lage des Unternehmens macht es jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass man Geld in ein Prestigeprojekt von derartigem Ausmaß und fraglichem Erfolg steckt. Etwas anders die Situation an den letztgenannten Standorten. Dort gibt es nicht nur Investoren, sondern sogar schon konkrete Pläne. So sorgte der US-Investor Hines mit seiner Präsentation eines „gezwirbelten“ Hochhauses auf dem Sockel des Saturn-Gebäudes für Aufsehen. Und der russische Investor Monarch seinerseits mit dem Plan für den Wolkenkratzer neben dem Einkaufszentrum Alexa. Bloß: Auch hier ist noch nix von einem baldigen Turmbau-Beginn zu erkennen. Hines verhandelt seit längerem mit der BVG. Es geht darum, ob die U-Bahn-Tunnel unter dem Alex überhaupt ein so schweres Hochhaus tragen können. Und von Monarch ist auch auf wiederholte Nachfrage keine Info über den Stand der Planungen zu erhalten.

Was bleibt ist das ernüchternde Fazit, dass Politik und Planer beim Alex wohl irgendwann das Ziel aus den Augen verloren haben. Lieber bastelt man weiter an einem neuen Turm-Masterplan rum, als sich einzugestehen, dass das Hochhauskonzept mangels Investoren gescheitert ist.

(Artikelfoto: Der Alexanderplatz heute – kein Turm in Sicht… | Foto: SenStadtUm/ Philipp Eder)

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