Früh in den Frühling: Die Berliner Vorboten

Vorboten des Frühling Siegessäule ©Jeanette Tust
Vorboten des Frühling Siegessäule ©Jeanette Tust

Sonntagvormittag, die Terrasse der Gastronomie am Ku’Damm Ecke Fasanenstraße ist leer. Wie geht das denn bei sonnigem Wetter? Die Sonne scheint halt noch nicht auf die Terrasse und es ist noch zu kalt. Sobald Sonne auf Terrassen scheint, kommen Cafés und Restaurants stadtweit ins Schwimmen. So heiß begehrt scheinen die seltenen Plätze im abziehenden Winter (16. und 17. Februar).

Am Fasanenplatz einige hundert Meter weiter scheint kühles Sonnenlicht auf die Pflastersteine. Fast könnte man beim Anblick der winterlich kahlen Bäumen und der kaum grünen Wiesenfläche denken, der Frühling sei noch weit weg. Offizieller Frühlingsanfang ist ja immerhin erst der 20. März. Wären da nicht Vögel fleißig am Zwitschern. Im Gerhart-Hauptmann-Park hinter dem Platz werden sie dann mehr, die Vorboten des Frühlings. Zwar grünt noch kaum ein Baum. Geht man allerdings näher heran, sieht man sie: hellgrüne Knospen. Wer suchet, der findet. Halbgeöffnete rosafarbene Kirschblüten reflektieren zu Hunderten Sonnenstrahlen. Kleine grüne Blätter und weiße Blüten an Sträuchern.

Die Spatzen zwitschern wieder

Im Tiergarten einen Bezirk weiter gibt es sogar schon richtige Hingucker: eine niedrige Pflanze mit robusten grünen Blättern trägt üppige, hellgelbe Blüten. Gleich an dem kleinen Teich nahe der Siegessäule wächst ein Teppich von Winterlingen. Das sind kleine intensiv gelbe Frühblüher mit kranzförmigen Blättern. Einige Bienen sind hier bereits unterwegs und saugen an den Blüten. Gelb geht es hier sogar an einem Baum weiter, der durch unzählige feingliedrige Blüten mehr gelb als braun aussieht. Weiße Schneeglöcken mit gesenkten Blüten wachsen verstreut an unerwarteten Stellen in sonst blickdichten Gebüschen. Im Volkspark Friedrichshain sind neben zahlreichen Winterlingen lilaweißfarbene schmale Krokuss-Blüten gen Himmel gestreckt.
Es geht also durchaus schon bunt zu, in Berlins Flora.

Und sonst? Die Vögel singen wieder, überall, wo es genug zu Essen, Landeplätze und Gleichgesinnte gibt. Nicht zu vergessen die Spatzen, die sich auf Balkons einnisten und ab sieben Uhr früh loszwitschern bis nachmittags, auf dass der Spatzenpartner auch ja nicht ein falsches Nest mit Nistmaterial und Futter anfliegt. Manchen Spatzen ist es dafür noch zu kalt und hocken lieber irgendwo festgekrallt, plustern ihr Gefieder auf und verstecken den Kopf drin.

Nicht so die Familien, die schon durch den Volkspark Friedrichshain spazieren. Winterjacken, Mützen und Schal, Kinderwagen mit Decken. An dem kleinen See mit Hügel kann man derzeit bei Sonne gemütlich von Parkbänken aus zusehen, wie die letzten Eisreste an der Wasseroberfläche schmelzen. Sportgruppen sind längst in Bewegung oder haben als kälteresistente Hartgesottene den Winter durchgehalten. Eine Gruppe kräftigt die Beinmuskeln nahe dem Platz der Vereinten Nationen.

Nicht mehr lang, dann ist der Frühling da

Mit Gummibändern am Baum und bassiger Musik aus einem Verstärker stretchen, tief in die Knie, halten … Dann doch lieber irgendwo rumsitzen, denken sich wohl einige. Am Hackeschen Markt vor einer Bäckerei jedenfalls ist etwas Sonne da! Natürlich ist hier kaum mehr ein Platz frei. Auch etwas für Hartgesottene, die Sonntagszeitung bei zugeschnürter Kapuze draußen zu lesen. Am Alexanderplatz sitzen sie sogar schon auf dem kalten Steinrand um den graffiti-bunten Springbrunnen auf der östlichen Platzseite. Fehlt nur noch das Wasser. Frühlingshaftere Temperaturen von Dauer wären auch schön.

In Einkaufsmärkten werden wie immer im frühesten Frühling Osterhasen und Schokoeier beworben. Die Verkaufsmesse Grüne Woche ist längst vorbei. Nicht mehr lange, dann ist die Saison Frühling in Hülle und Fülle da. Dann heißt es Sonntagvormittag wohl eher: Wann wird’s mal endlich wieder Sommer… Schwimmen kann sehr schön sein!

Text und Bilder: Jeanette Tust

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