Fahrradklima-Test des ADFC: Schlechte Noten für Berlin

Fahrradfahrer in der Großstadt. In Berlin fühlen die meisten sich unwohl. CC0 via pixabay.com
Fahrradfahrer in der Großstadt. In Berlin fühlen die meisten sich unwohl. CC0 via pixabay.com

Stressig und unsicher, erst recht für Kinder: Berlin ist in den letzten zwei Jahren nicht viel fahrradfreundlicher geworden. Im ADFC-Fahrradklima-Test bewerteten knapp 4.600 Menschen das Radklima in der Hauptstadt. Berlin landete dabei auf Platz 12 von 14 Großstädten. Die jüngsten Bemühungen der Politik werden mit einer leicht verbesserten Bewertung honoriert. ADFC-Landesvorstand Beate Mücke sagt: „Politisch hat sich Berlin auf den Weg zu einerfahrradfreundlicheren Stadt gemacht. Doch auf der Straße war davon in den letzten zweiJahren noch wenig zu sehen.“

Radfahren in Berlin bedeutet Stress

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen eine weitere Verschlechterung des Verkehrsklimas. Radfahrende fühlten sich als Verkehrsteilnehmer nicht ernst genommen und gaben an, häufig in Konflikt mit dem Kfz-Verkehr zu geraten. Ein Großteil der Befragten gab an, von Autos bedrängt und behindert zu werden, wenn sie sich die Fahrbahn mit diesen teilen müssen.

Radfahrende fühlen sich auf der vorhandenen Infrastruktur oft nicht sicher

Immer mehr Menschen fühlen sich gefährdet, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind. 89 Prozent der Teilnehmer Berlin gaben an, häufig Konflikte mit dem Kfz-Verkehr zu haben.Mücke: Wir brauchen breite Radwege, auf denen sich alle sicher fühlen. Radfahren darf nicht nur etwas für die Mutigen und Trainierten sein.“

86 Prozent der Radfahrenden wollen vom Autoverkehr getrennt fahren

Der ADFC Berlin führt die schlechten Ergebnisse beim Sicherheitsgefühl auf viel zu schmale Radwege und die häufig fehlende Trennung von Rad- und Autoverkehr zurück. 86 Prozent der Befragten in Berlin ist es wichtig oder sehr wichtig, vom Autoverkehr getrennt zu sein.Mücke: „Mit den ersten geschützten Radstreifen geht Berlin den richtigen Weg. Die Poller schaffen einen sicheren Bereich für Radfahrende und halten Falschparker fern.“

Mit dem Rad zur Grundschule – nur mit schlechtem Gefühl

88 Prozent der Befragten sagen, dass man Kinder nur mit schlechtem Gefühl allein mit dem Rad fahren lassen kann. Mit der Durchschnittsnote von 4,9 teilt Berlin sich hier den zweitschlechtesten Platz der Großstädte zusammen mit Düsseldorf und Stuttgart (ebenfalls 4,9), gefolgt von Dortmund und Köln (je 5,0).

Dazu Mücke: „Vor den Schulen herrscht Elterntaxi-Chaos, weil Eltern denken, dass Kinder nur im Auto sicher sind. Wir brauchen Radwege, die für alle Generationen funktionieren. Auch Kinder haben das Recht darauf, eigenständig mit dem Rad mobil zu sein.“

Leichte Verbesserungen sind sichtbar

Es dürfte vor allem die Hoffnung auf Verbesserungen durch das Mobilitätsgesetz sein, die Berlin beim Fahrradklima-Test insgesamt leicht aufwertet. Ein etwas verbessertes, aber immer noch schlechtes Zeugnis stellten die Berliner der Politik aus: Die Bewertung der Fahrradförderung in jüngster Zeit verbesserte sich von 4,5 auf 4,2. Die Reinigung der Radwege, Ampelschaltungen für Radfahrende und der Winterdienst auf Radwegen wurden ebenfalls besser bewertet als vor zwei Jahren.

Auch bei der Falschparkerkontrolle gab es eine leicht bessere Bewertung. Trotzdem bleibt das rechtswidrige Halten oder Parken auf Radfahrstreifen der am schlechtesten bewertete Punkt bei den Berlinerinnen und Berlinern.Mücke: „Die zaghafte Verbesserung zeigt: Es bewegt sich was in Berlin, wenn auch langsam. Der politische Wille ist da und mit dem Mobilitätsgesetz gibt es eine klareHandlungsgrundlage. Jetzt muss der Spaten in die Hand genommen werden.“

Über den ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist der Zufriedenheits-Index von Radfahrenden in Deutschland. Deutschlandweit nahmen rund 170.000 Menschen teil, davon 4.546 in Berlin. Per Fragebogen haben sie beurteilt, ob das Radfahren Spaß oder Stress bedeutet, ob die Radwege im Winter geräumt werden und ob sie sich auf dem Rad sicher fühlen. Nur 15 Prozent der Teilnehmer waren ADFC-Mitglieder.

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und fand von Anfang September bis Ende November 2018 zum achten Mal statt. Ausgezeichnet werden die fahrradfreundlichsten Städte nach fünf Einwohner-Größenklassen sowie die Städte, die seit der letzten Befragung am stärksten aufgeholt haben. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert den ADFC-Fahrradklima-Test im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans.

Hier geht es zu allen Ergebnissen der Fahrrad-Studie für Berlin.

Bildnachweis: CC0 via pixabay.com

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