Modellprojekt Wanninchen: Sielmann Stiftung feiert 20 Jahre Naturschutz in der Niederlausitz

Mitarbeiter des Natur-Erlebniszentrums im neu gestalteten Auflenbereich. Bildnachweis: ©Ralf Donat

Im Sommer 2000 unterschrieben Heinz und Inge Sielmann den Vertrag zum Kauf von 722 Hektar in der damals von Kohlebaggern abgeräumten Landschaft rund um Wanninchen. Es war die erste Fläche überhaupt, die die Heinz Sielmann Stiftung in Brandenburg für den Natur- und Artenschutz erwarb. Mit weiteren Flächenkäufen in den vergangenen 20 Jahren konnte die Stiftung den Schutzraum für Natur und Artenvielfalt rund um Wanninchen auf derzeit 3300 Hektar und in ganz Brandenburg auf insgesamt fast 13.000 Hektar erweitern.

Anlässlich des Jubiläums besuchten heute Dr. Frank Reichel, Leiter der Abteilung Naturschutz im Landesministerium für Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz, und Heike Zettwitz, Dezernentin für Verkehr, Bauwesen und Umwelt des Landkreis Dahme-Spreewald, das neu gestaltete Natur- Erlebniszentrum Wanninchen, das gleichzeitig auch Informationszentrum des Naturpark Niederlausitzer Landrücken ist. Gemeinsam mit Vertretern der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV), des Naturparks Niederlausitzer Landrücken und des Tourismusverbands Niederlausitzer Land e.V. machten sie sich vor Ort ein Bild von der ungestörten Rückkehr der Natur auf den ehemaligen Tagebauflächen.

Modellprojekt für die Zukunft

In seiner Begrüßung sagte Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde, Stiftungsratsvorsitzender der Heinz Sielmann Stiftung: „Die beiden Stifter erkannten bereits vor 20 Jahren das große ökologische Entwicklungspotential und starteten mit Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen ein großartiges Modellprojekt für Naturschutz und touristische Entwicklung.

Dank des großen Engagements aller Beteiligten konnten sich in Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen bisher fast ungestört einzigartige Lebensräume für viele seltene Tier- und Pflanzenarten entwickeln. So entstand ein vorbildliches Modell, Naturschutz und Bergrecht unter einen Hut zu bekommen.“

Ralf Donat, Leiter der Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen, erinnert sich anlässlich des Jubiläums: „Der Kauf der Flächen durch die Heinz Sielmann Stiftung vor 20 Jahren war ein Höhepunkt für den Naturschutz hier in der Region, denn damit waren die Flächen endgültig gesichert.“

Ralf Donat gehörte seit 1976 dem Biologischen Arbeitskreis Luckau an, in dem er schon in den 1980er Jahren mit Gleichgesinnten Pläne für eine naturschutzfachliche Nachnutzung der Flächen schmiedete. Nach der Wende trug der Biologische Arbeitskreis entscheidend dazu bei, dass die stillgelegten Flächen dem Naturschutz gewidmet wurden.

Innovative Ausstellung zur „Landschaft im Wandel“

Mit den Gästen eröffneten Dr. Ing. E.h. Fritz Brickwedde und Stiftungsvorstand Michael Beier sowie Ralf Donat pünktlich zum Jubiläum die neue Ausstellung mit dem Titel „Landschaft im Wandel“. Das Projekt wurde mit 456.000 Euro aus ELER- und Landesmitteln im Rahmen der Förderrichtlinie „Förderung des natürlichen Erbes und des Umweltbewusstseins vom Land Brandenburg gefördert.

Die Ausstellung zeigt die Geschichte und Entwicklung der Region vom Tagebau zur wildnisähnlichen Landschaft mit ihren bizarren Formationen, neu entstandenen Wasserflächen und ihrem außerordentlichen Artenreichtum. Großformatige Fotos, prägnante Texte und interaktive Elemente wie T ouchscreens, Dioramen und ein Flugsimulator bringen den Besucher*innen das bis heute aus Sicherheitsgründen gesperrte Gebiet nahe.

Dr. Frank Reichel vom Landesministerium für Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz würdigte in seinem Grußwort die Arbeit der Heinz Sielmann Stiftung in Wanninchen: „Das Engagement der Stiftung hat Wanninchen zu einem besonderen Ort gemacht, der zeigt, dass Naturschutz und touristische Entwicklung Hand in Hand gehen können. Seit vielen Jahren bietet das Natur-Erlebniszentrum Wanninchen attraktive Programme für alle Generationen. Hier können Einheimische und Gäste hautnah erleben, welche vielfältigen positiven Facetten der Naturschutz hat.“

Rückblicke und Einblicke

Die Ausstellung beginnt mit einem Rückblick, zeigt den Tagebau und die einhergehenden Zerstörungen. Fotos und T exte dokumentieren die gravierenden Landschaftsveränderungen durch Grundwasserabsenkungen und Kohleabbau, den Abriss ganzer Dörfer und was diese Maßnahmen für Mensch und Natur im T agebaugebiet „Schlabendorfer Felder“ für Folgen hatte.

Weitere Ausstellungsräume beschreiben die Entwicklung der Landschaft nach dem Ende des Kohleabbaus, informieren über das Wirken Heinz Sielmanns und seiner Stiftung, stellen den Naturpark Niederlausitzer Landrücken vor und geben Einblicke in das spannende Leben der Kraniche.

Die große Insel im Lichtenauer See / ©Volker Gehrmann

„Small Five“ und „Big Five“ in Wanninchen

Viele seltene Arten haben von der Entscheidung für den Naturschutz profitiert. Stellvertretend für diese tauchen fünf kleine Insekten, die „Small Five“ der Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen, in der Ausstellung leitmotivisch immer wieder auf. Das sind der Sandohrwurm, die Kreiselwespe, der Sandlaufkäfer, die Sandschrecke und der Ameisenlöwe.

Als „Big Five“ stehen vor allem die Zugvögel wie Kranich, Gänse, Singschwäne, dazu der Rothirsch und der Wolf im Fokus der Ausstellung. Dem Kranich ist ein ganzer Raum gewidmet. Seit vielen Jahren schon rasten Tausende der „Vögel des Glücks“ jedes Jahr im Herbst auf ihrem Weg in den Süden in den Flachgewässern der Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen und sind zu einem Markenzeichen für Wanninchen und die Region geworden. Bis heute hat die Heinz Sielmann Stiftung rund um Wanninchen 3300 Hektar erworben, darunter zuletzt 2018 den Drehnaer Weinberg und Flächen im Bergen-Weißacker Moor.

Flächen für die Artenvielfalt in Brandenburg

Heute betreut die Heinz Sielmann Stiftung in Brandenburg knapp 13.000 Hektar Naturschutzflächen vor allem auf ehemaligen Truppenübungsplätzen und Tagebaulandschaften, die ein hohes Potential an ökologischen Schätzen bieten. An fünf Standorten in Brandenburg entwickeln sich großflächige Naturparadiese, wo Tausende von Tier- und Pflanzenarten ungestört leben und wachsen und Naturliebhaber jeden Alters die Faszination von Landschaft und Tierwelt erleben können – zu Fuß, zu Pferd, per Fahrrad oder auf dem Kremser.

Bildnachweis: ©Ralf Donat/©Volker Gehrmann

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